Für massive Kritik sorgt, dass das Land das Vorhaben beschlossen hat, ohne die Betroffenen vor Ort einzubinden. Der südpfälzische Abgeordnete Gebhart und sein Landtagskollege Brandl haben kein Verständnis für das Vorgehen der Landesregierung angesichts vieler langfristig ungeklärter Fragen: „Dies ist eine unmögliche Vorgehensweise. Wir hätten vom Land erwartet, dass man mit den Betroffenen vor Ort das Vorhaben wenigstens bespricht, bevor solche weitreichenden Maßnahmen beschlossen werden.“
Kritisiert wurde insbesondere der so genannte Prozessschutz, was bedeutet, "vom Menschen weitegehend unberührt". „Was heißt das aber zum Beispiel für die Schnakenbekämpfung? Wird sie auf lange Sicht, über die vorgesehene Übergangszeit hinaus, überhaupt noch möglich sein?“ merken Gebhart und Brandl an. Ebenso wie die beiden Abgeordneten vertritt Landrat Dr. Fritz Brechtel hier die klare Auffassung, dass die Schnakenbekämpfung auf jeden Fall erforderlich ist. Es stelle sich auch die Frage, was mit den Wegen im Wald passiere: „Wie kommen die Angler zu Ihren Ständen? Wie kommen die Jäger in den Wald? Was bedeutet das für Fußgänger? Wie können die Wege aufrechterhalten werden, die für den Hochwasserschutz benötigt werden, wenn der komplette Wald langfristig in eine Prozessschutzfläche übergeht? Insbesondere für die Zeit nach der Übergangsfrist von 30 Jahren sind diese Punkte total ungeklärt. Macht es aber Sinn, einen aufwendigen Prozess zu starten, wenn über die Zielsetzung kein Einvernehmen besteht?“
Thomas Gebhart, Mitglied im Umweltausschuss des Bundestages, verweist zudem auf die Folgen eines forstwirtschaftlichen Nutzungsverzichts der Auwälder: „Ein weiterer Nutzungsverzicht in Deutschland hat zur Folge, dass an anderen Stellen der Erde mehr Holz eingeschlagen würde. Immer weitere Nutzungsverzichte von Wäldern hierzulande sind klimapolitisch kontraproduktiv. Stattdessen sollten die Auwälder weiter bewirtschaftet werden, wo der Rohstoff Holz umweltfreundlich und nachhaltig erzeugt wird.“
Zu einer Veranstaltung mit Cajus Caesar und Thomas Gebhart kamen am Samstag rund 50 Interessierte nach Neupotz, um sich über das Thema „Lebensraum Rheinauen“ zu informieren. Bei einer Exkursion in den Auwald wurden die Pläne der Landesregierung erläutert.
Hintere Reihe, stehend v.l.n.r.: Cajus Ceasar MdB, Roland Bellaire (Bürgermeister Neupotz), Landrat Dr. Fritz Brechtel, Dr. Thomas Gebhart MdB, Martin Brandl MdL
Vordere Reihe, sitzend v.l.n.r.: Forstamtsleiterin Monika Bub, Karl Dieter Wünstel (Erster Beigeordneter Verbandsgemeinde Jockgrim), Dieter Heim (Verein zur Förderung von Umweltbildung und römischer Geschichte), Sabine Baumann (Bürgermeisterin Jockgrim), Gerfried Sand (Erster Beigeordneter Neupotz)

